Brauchtum im April
Ostern
Ostern ist ein Mondfest – wann das Osterfest in einem Jahr stattfindet wird auch heute noch nach dem Vollmond berechnet. Es findet immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond statt, also zwischen 22.März und 25.April. Woher die Bezeichnung „Ostern“ stammt, ist unklar. Es gibt Vermutungen, dass sich das Wort von „austro“ (altgermanisch) und „aurora“ (lateinisch), beides „Morgenröte“ ableitete. Fest steht, dass es zu dieser Zeit um den Frühlingsvollmond Vegetations- und Natur-Rituale gegeben haben muss, die die Wiedergeburt der Sonne und die Auferstehung der Natur, insbesondere der Vegetation zelebriert haben. Es war unüblich, vor dem Frühlingsvollmond die Erde zu bestellen.
April
Die Monatsbezeichung „April“ geht vermutlich auf das lateinische Wort „aperire“ zurück, was „öffnen“ bedeutet. Auch dieser Begriff macht Sinn – im April öffnet sich die Erde und alles beginnt zu keimen und zu wachsen.
Palmzweige
Die Palmbuschen, die in unseren Breiten am Palmsonntag gebunden, geweiht und verteilt werden, bestehen normalerweise als Salweide („Palmkätzchen“) und Buchsbaum. Diese Pflanzen werden traditionell mit Schutz und Abwehr assoziiert. So soll ein Buchsbaum vor dem Haus gepflanzt alles Negative von Außen abhalten. Der Palmbuschen wird also oft in den „Hergottswinkel“ des Hauses gestellt, um alles Unheil von Haus und Hof fernzuhalten.
Die getrockneten Palmbuschen (Palmsonntag) werden zusammen mit den Kräuterbuschen (am 15.August) in den Rauhnächten der Weihnachtszeit verbrannt bzw. zum Räuchern verwendet. So schließt sich der Jahreskreislauf wieder.
„Ach, du Grüne Neune!“ - Neun-Kräuter-Suppe
Kennen Sie diesen Ausspruch? Die Zahl 9 in Kombination mit der Farbe Grün muss also in vergangenen Zeiten von Bedeutung gewesen sein, ansonsten hätte sich daraus keine Redewendung entwickelt.
In der Zeit um den Frühlingsvollmond, in dieser Zeit des Erwachens, war es üblich, einmalig oder über einen längeren Zeitraum hindurch eine Speise aus 9 Kräutern zu sich zu nehmen. Mit dem Christentum hat sich der Gründonnerstag als fixer Termin eingebürgert, an dem die so genannte „Neun-Kräuter-Suppe“ gegessen wird.
Die Zahl 9 ist eine magische Zahl und kommt unter anderem auch in der Tradition des Kräuterbuschen-Sammelns vor (15.August), wobei 9 bzw. 99 Kräuter gesammelt werden. Die Zahl 9 ergibt sich aus 3 mal 3 – eine überaus bedeutende magische Zahl, nicht nur im Christentum („Im Namen des Vaters, des Sohnes, und des Heiligen Geistes…“).
Der Sinn der Neun-Kräuter-Suppe besteht darin, den Körper auf die neue kräftige Nahrung aus der frischen Vegetation vorzubereiten und ihn von den Schlacken der Winternahrung zu befreien. Weniger körperlicher, sondern eher spiritueller Natur war der Ausdruck der Wertschätzung der aufkeimenden Vegetation, die uns nährt, aber auch heilt; und die Bitte an die Pflanzengeister, dass sie uns auch in dieser Vegetationsperiode die nährenden und heilenden Pflanzen und Kräuter schenken mögen, die wir alle so dringend benötigen.
Die genauen Bestandteile der ursprünglichen Neun-Kräuter-Suppe in unserer Region sind nicht überliefert, aber man nimmt an, dass Brennnessel und Gundelrebe auf jeden Fall mit dabei waren. Die übrigen Zutaten ergeben sich aus der Region, je nachdem, welche Frühlingskräuter zu dieser Zeit gerade aus dem Boden sprießen. Wichtig sind die entschlackenden und kräftigenden Eigenschaften, die den verwendeten Kräutern zugrunde liegen.
Vielleicht sprechen Sie, wenn Sie die 9-Kräuter-Speise zu sich nehmen, ein kleines Gebet der Wertschätzung und des Danks – die Kräuter-Geister würden sich bestimmt freuen.
Lassen Sie es sich schmecken. Vergessen Sie nicht, Schlüsselblumen-Tee zu Ihrem Mahl zu trinken……